Sieben Wochen „Reinschnuppern“ in die Arbeit der Geschäftsstelle in Kaiserslautern

04.03.2022 | Saskia Ehrlich absolviert gerade das Trainee-Programm der IG Metall. Im Rahmen dieses Ausbildungsjahrs hatte sie einen sieben wöchigen Praxiseinsatz in unserer Geschäftsstelle. Saskia hat sich super in unser Team eingebracht, war neugierig und kreativ, hat einen tollen Einsatz gezeigt und viele Angelegenheiten in Eigenverantwortung abgearbeitet und gelöst. Und was hat sie zu ihrer Zeit in Kaiserlautern zu sagen?

Saskia, was möchtest Du über Dich sagen?

Ich wurde in Niedersachsen geboren und mit sechs Jahren zog meine Familie um, ich wurde ein Kind des Bodensees. Dort habe ich auch eine Ausbildung als Industriekauffrau in einem ehemaligen Siemens-Betrieb erfolgreich abgeschlossen und die ersten Berührungspunkte zur IG Metall gefunden. Weil ich mich mehr einbringen wollte, hat das dann dazu geführt, dass ich zur Jugend- und Auszubildendenvertreterin gewählt wurde.

Wie hat es Dich nun nach Kaiserlautern verschlagen?

Ich machen gerade die Trainee-Ausbildung der IG Metall. In diesem, ein Jahr dauernden Ausbildungsprogramm, zur Gewerkschaftssekretärin, gibt es Theorieseminare und vier Praxiseinsätze in verschiedenen Gliederungen unserer Organisation. Und mein vierter Einsatz führte mich eben in die schöne Pfalz.

Welche Gefühle und Erwartungen hattest du vor deiner Einsatzzeit in der Westpfalz?

Es ist voll spannend, die Arbeit einer Geschäftsstelle und die vielen ehrenamtlichen Kolleg*innen kennen zu lernen, denn jede Geschäftsstelle ist individuell. Das finde ich ist eine tolle Herausforderung, weil es immer etwas „Neues“ darstellt. Vor dem ersten Tag war ich somit freudig gespannt. Ich wusste durch Gespräche im Vorfeld, dass Schwerpunkte meines Einsatzes die Jugend- und Frauenarbeit sein würden, genau mein Ding.

Jungend- und Frauenarbeit, was müssen wir uns darunter vorstellen?

Nun, beinhaltet war unter anderem die Gremien mit dem Ortsjugendausschuss und dem Ortfrauenausschuss. Also diese zu betreuen, zu Sitzung einzuladen, diese zu moderieren und gemeinsam mit den Ehrenamtlichen an Inhalten zu arbeiten. Mit den Frauen haben wir einen Flashmob am 5.03.22 in der Innenstadt von Kaiserlautern geplant und durchgeführt, eine richtig gute Sache. Bei dieser Gremienarbeit war für mich besonders wertvoll, dass ich eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten durfte und musste. Ich musste Verantwortung übernehmen. Dabei habe ich gelernt, auch welche administrativen Tätigkeiten notwendig sind für Veranstaltung, zu denen ich bisher keine Einblicke hatte. Ich konnte dadurch viel über die Arbeit einer Geschäftsstelle lernen.

Die Teilnahme an JAV-Sitzungen und die Beratung von JAV und Azubis waren auch wertvoll für mich. Denn jede Region hat ja ihre speziellen Vorzüge und der Menschenschlag ist oft etwas unterschiedlich. Sich darauf einzulassen und einzustellen denke ich, hilft mir in meiner späteren Tätigkeit. Und bei Pfälzer*innen tut das auch nicht weh (schmunzelt).

Du hattest Dich also „nur“ in der Jugend- und Frauenarbeit getummelt?

Nein, die politischen Sekretäre haben immer geschaut, zu welchen betrieblichen Terminen sie mich mitnehmen und einbinden können, damit ich mehr „Stallgeruch“ aufnehmen kann.

Bei der Heger Guss hatte der Arbeitgeber verkündet, dass ein Stellenabbau notwendig ist. Hier war ich bei der Erstellung eines Fragebogens mit in der Verantwortung. Dann bin ich mit einem politischen Sekretär einen Tag durch den Betrieb gegangen und wir haben Beschäftigte gefragt, wie sie aktuell informiert sind und was sie von der Situation halten. Wir haben sehr viele Gespräche geführt. Meine Aufgabe war es dann, das Gehörte auszuwerten und in einem Infoblatt zu packen, welches dann im Betrieb verteilt wurde. Durch die Teilnahme an Besprechungen und Diskussionen wurde für mich die Welt der Beschäftigungssicherung verbunden mit Interessenausgleich und Sozialplan greifbarer.

Bei einem anderen Betrieb, bei Wipotec, nahm ich an Aktiven-Treffen teil und habe diese auch mit vorbereitet. Da ging es um unsere Ausrichtung, unser Vorgehen und unsere Planungen zur anstehenden Betriebsratswahl. Wipotec ist nun nicht unbedingt der gewerkschaftsfreundlichste Betrieb, den ich kenne. Von daher war es total spannend, wie in einem schwierigen Umfeld Menschen aktiv wurden, um gemeinsam für Veränderung zu sorgen.  Ich hatte hier viel mit Methoden und Praktiken aus dem Organizing zu tun.

Und was bei einem Einsatz in Kaiserlautern natürlich nicht fehlen darf: Ich hatte erste Einblicke in die Opel-Welt durch Betriebsbesuche.

Tarifpolitische Eindrücke konnte ich bei Haustarifvertragsverhandlungen bei Pfaff und der Spinnerei Lampertsmühle sammeln.

Das Team der Geschäftsstelle hat mich auch bei Rechtsberatungen teilhaben lassen, zum Beispiel, wenn ein Mitglied mit einer Kündigung kam. Bei einer Ortsvorstandsklausur war ich auch dabei, das war auch klasse. In der Pfalz gibt es eine Kooperation unter den drei Geschäftsstellen, sodass ich auch bei einer Klausur eines neu gegründeten Betriebsrats bei der IG Metall in Landau dabei sein konnte.

Was nimmst du denn mit aus Kaiserlautern?

Durch die unterschiedlichsten Kontakte habe ich erneut gespürt, wie wichtig es ist mit verschiedenen Menschen auch anders zu kommunizieren. Eben auf deren Bedürfnisse eingehen, sie ernst nehmen und nicht mit einer immer gleichen Methode zu zu quatschen. Ich nehme auch viele Ansätze zum strukturierteren und systematischeren Arbeiten mit Ehrenamtlichen mit, sehr hilfreich. Und dass, was ich schon immer wusste, hat sich erneut bestätigt: Ohne die Unterstützung und das Engagement der Ehrenamtlichen wären viele Dinge, die ich geplant hatte, nie zu Stande gekommen. Dafür ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten.

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